Entstehung der Heidelandschaft als Zeitleiste
Von der Weichsel- und Saalekaltzeit bis in 21. Jahrhundert, ein Schnelldurchlauf durch die bewegte Entstehungsgeschichte der Lüneburger Heide.
Weichsel- und Saalekaltzeit: 230.000 bis 14.500 Jahre vor heute
Eismassen sind die Bildhauer der Heidelandschaft. Eis- und Geröllmassen setzen die Landschaft im Zeitraum von 230.000 bis 14.500 Jahren vor heute ordentlich in Bewegung. Denn die Oberflächenformen bilden sich aus einer glazialen Serie während der Saale- und Weichsel-Kaltzeit heraus. Gletschermassen lagern Sand und Geröll ab. Schmelzwassersedimente werden immer wieder von neuen Gletschern überlagert und zu Höhenzügen zusammengeschoben. Auf diese Weise entwickelt sich auch der Haupthöhenzug mit dem Wilseder Berg.
Während der Weichsel-Kaltzeit werden die saalezeitlichen Moränen erniedrigt, es entstehen Trockentäler, Flugsand- und Binnendünenaufwehungen und Schotterdecken in den Flusstälern. Die feineren Bodenbestandteile werden durch Regen, Schmelzwasser und Wind weiter verteilt, die heutige Oberflächenstruktur bildet sich heraus. Die heutigen noch überall in der Region zu findenden Findlinge sind Zeugen dieser Eiszeiten.
Findlinge, die Einwanderer aus dem hohen Norden
Noch heute gibt es Zeugen der Eiszeit, nämlich die Findlinge, die noch überall in der Heide zu finden sind. Sie haben eine lange Reise hinter sich und kommen aus Skandinavien. Sie wiegen bis zu 300 Tonnen und sind meist aus Granit. Sie wurden für Hünengräber, den Bau von Wegen, für Feldsteinmauern und die Sockel von Kirchen und Gebäuden verwendet.
Der Wald entsteht
Die Gletscher schmelzen ab, es bildet sich eine Tundrenlandschaft. Mit zunehmender Erwärmung bilden sich lichte Wälder aus: zuerst kommt die Birke, Kiefer, Espe und Salweide, dann Eiche und Erle und schließlich die Rotbuche.
Ab der Jungsteinzeit: 11.500 bis 3.300 vor Christus
Der Mensch übernimmt die Regie, die Heide entwickelt sich
Die Menschen werden in der Jungsteinzeit (11.500 bis 3.300 v.Chr.) sesshaft und nehmen Einfluss auf die Landschaftsentwicklung. Durch Beweidung und Rodung drängen sie den Wald immer stärker zurück. Der Mensch fängt im Mittelalter an ortsgebunden Landwirtschaft zu betreiben. Die historische Heidebauernwirtschaft entsteht und das Heidewachstum wird beschleunigt. Der in der Lüneburger Heide vorkommende, überwiegend trockene und sandige Boden bietet den Heidepflanzen eine optimale Nährstoffgrundlage.
Historische Heidebauernwirtschaft: Ein perfektionierter Kreislauf
Die historische Heidebauernwirtschaft ist ein ausgeklügeltes und nachhaltiges System von Nährstoffentnahme und Nährstoffanreicherung. Aufgrund der nährstoffarmen Böden im Heidegebiet mussten die wenigen vorhandenen Nährstoffe eines großen Gebietes auf verhältnismäßig kleinen Äckern konzentriert werden, damit dort überhaupt Getreide wachsen konnte. Dies geschah seit dem Mittelalter geradezu perfektioniert durch die regelmäßige Abtragung des Oberbodens (Plaggen) auf Heideflächen, der als Streu für die Ställe der Heidschnucken verwendet wurde. Dieser wurde dann – angereichert mit dem Kot und Harn der Schafe – als Dünger auf die Felder aufgebracht.
Durch die sogenannten Plaggenhiebe zum Abtragen des Oberbodens wurde die Regenerationskraft der Böden nach und nach erschöpft, was zur Ausbreitung der Besenheide führte. Das spätere Absterben und die damit einhergehende Zersetzung dieses Heidekrauts hat zur Folge, dass der pH-Wert des Bodens drastisch sinkt. Durch sickerndes Wasser aus dem Ober- in den Unterboden findet eine Umlagerung metallorganischer Verbindungen statt, die sogenannte Podsolierung. Dieser Vorgang stört das Bodenleben empfindlich, was wiederum dazu führen kann, dass unterhalb der Wurzelschicht der Heide bei ca. 40cm Tiefe eine verhärtete bzw. undurchlässige Bodenschicht - der sogenannte Ortstein - entsteht.
Der Unterboden schottet sich also quasi vom Säureeintrag aus dem Oberboden ab. Aus dem oberen Teil des Bodens sind somit die Nährstoffe weitgehend ausgewaschen, was zu einer Bleichung führt, die die typischen grauweißen Wanderwege der Heide verursacht. Für Bäume fehlten seitdem die notwendigen Nährstoffe zum Wachsen, zudem war der Boden ab einer gewissen Tiefe zu fest für die Wurzeln, so dass Waldflächen immer seltener wurden.
Ab Mitte des 18. Jahrhunderts
Die Heideflächen erreichen ihre größte Ausdehnung
Mitte des 18. Jahrhunderts hat die Heide ihre größte Ausdehnung erreicht. Doch Konkurrenzprodukte zum Honig und zur Schnuckenwolle zwingen die Heidebauern im Laufe der folgenden Jahrzehnte zur Übernutzung ihrer Flächen. Es kommt zu Erosionen und Versandungen von Heideflächen. Kunstdünger und der Anbau von Speisekartoffeln verändern nach und nach die Agrarlandschaft. Am Ende des 19. Jahrhunderts werden viele Heideflächen aufgeforstet.
Anfang des 20. Jahrhunderts
Die Heide wird unter Schutz gestellt
Im Jahr 1909 gründet sich der Verein Naturschutzpark und kauft erste Flächen um den Wilseder Berg, um die noch bestehenden Heideflächen zu erhalten.